Liebe Leserinnen und Leser,
Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr heißt „Zwischen den Jahren“ – aber was ist eigentlich mit der Zeit mit Himmelfahrt und Pfingsten? Zwischen den Familientreffen? Zwischen den langen Wochenenden? Zwischen den Kurzurlauben?
Der Evangelist Lukas berichtet in seinen beiden biblischen Büchern davon, wie Jesus (der nach Ostern immer wieder seinen Jüngern und Jüngerinnen erschienen ist) sich von seinen Freunden und Freundinnen verabschiedet und verschwindet. Daraus macht die Tradition: „Jesus ist aufgestiegen zu seinem Vater in den Himmel.“
Und dann erzählt Lukas, wie an Pfingsten, als viele Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen in Jerusalem sind, der Heilige Geist auf die Jesus-Anhänger und -Anhängerinnen kommt und sie von allen verstanden werden. Die Tradition macht daraus: „Pfingsten – der Geburtstag der Kirche.“
Und dazwischen? Was tun Menschen, wenn Jesus sich verabschiedet hat – und sie gar nicht wissen, worauf sie nun warten sollen?
Manchmal denke ich, eigentlich kenne ich diese Situation doch. Ich bin schon seit etlichen Jahren erwachsen, weiß, wie gewisse Dinge in der Welt funktionieren, kann gut allein-verantwortlich Entscheidungen fällen, brauche keine Eltern dazu. Und trotzdem ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich darauf warte, dass sich meine Orientierung in der Welt auch wie Sicherheit und Selbstbewusstsein anfühlt.
Oder in unseren Kirchen: Wir hören und erzählen davon, wie Gott jeden von uns annimmt und längst angenommen, genauso, wie er oder sie ist. Wir sprechen davon, durch unseren Glauben frei zu sein und frei zu werden. Und dann fehlt uns doch die Kraft, die Energie, der Spirit dazu, das auch zu leben. Oder institutionelle Routinen und bürokratische Verwaltung hält und davon ab.
Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten ist Zögern und Zweifeln und gleichzeitig die Gewissheit „Da kommt noch was“. Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten ist nervöses Warten und gleichzeitig die Ahnung, es lohnt sich geduldig zu sein. Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten ist auf-mich-gestellt-Sein und gleichzeitig mit anderen zwischen Himmel und Erde neue Wege sehen und gehen.
Niemand sagt, dass solche gleichzeitig ablaufenden Empfindungen einfach sind. Besonders deutlich wird dieses Durcheinander nicht umsonst, wenn aus einer Lebensphase plötzlich eine andere wird. Manchmal hilft es dann, rauszugehen und durchzuatmen. Manchmal ergreift einen dabei nämlich schon ein Hauch der frischen Luft, die vom Neuen herüberweht.
Zu einem Open-Air-Gottesdienst zu diesem Thema „Frische Luft“ laden wir Sie ganz herzlich am Sonntag um 10 Uhr auf dem Sportplatz in Gronau ein! (Hinterher wird angegrillt.) Und wenn Sie gerade zu einem Familientreffen aufbrechen oder sich in einem Kurzurlaub den Wind um die Nase wehen lassen, dann wünschen wir Ihnen dabei wunderbare Begegnungen und und ganz viel Bewegung im Kopf und im Herzen!
Herzliche Grüße! Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann