Liebe Leserinnen und Leser,
am Samstag den 27. Januar jährt sich der Moment zum 79 Mal, dass Soldaten der UdSSR das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreiten. Was sie sahen haben viele geahnt, viele gewusst und doch nicht für möglich gehalten. Der Deutsche Staat hat millionenfach Menschenleben ausgelöscht, ermordet, gefoltert, aushungern lassen. In den Konzentrationslagern und anderen staatlichen Einrichtungen während des Naziregimes wurden Jüdinnen und Juden, Demokrat*innen, queere Menschen, Sinti und Roma und behinderte Menschen gefangen gehalten, ermordet. Viele unserer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern haben dieses System getragen, geduldet, die Augen verschlossen.
Es ist bis heute ein unvorstellbares Verbrechen. Auch unsere Kirchen haben mitgemacht, geschwiegen und zogen sich oft auf ihre eigene Zirkel zurück statt gegen Menschenhass zu predigen.
Geht es am 27. Januar um Vergangenheitsbewältigung? Kaum – wie die Nachrichten dieser Wochen und Monate zeigen. Das Gift des Antisemitismus und des Menschenhasses wirkt in unserem Land und Weltweit weiter: Am 7. Oktober überfielen Terroristen der Hamas Jüdinnen und Juden in Israel, misshandelten, vergewaltigten, mordeten und verschleppten. In Deutschland gab es Menschen, die das feierten, in Berlin wurden Davidssterne auf Hauswände gesprüht.
Am 25. November 2023 trafen sich in Potsdam Menschen mit Einfluss und planten für eine zukünftige rechtsradikale Regierung Deportationen von Menschen aus unserem Land: unsere Nachbar*innen, Vereinskolleg*innen auf dem Fußballplatz, Schulkamerad*innen unserer Kinder. Und mitten in Europa tobt ein Krieg, der davon ausgeht, das manche Menschen mehr wert sind als andere.
Oh großer Gott, erbarm dich über unsere Welt! Dieser Sonntagsgruß, der Sie, liebe Leserinnen und Leser rund um den Holocaustgedenktag erreicht, steht unter dem Fokus des Erinnerns, des Gedenkens, doch nicht nur: Die Formel „Nie wieder“ ist zum drängenden „Nie wieder ist jetzt“ geworden. Ein Satz, der fordert: Einzustehen für Menschlichkeit. Für uns als Christ*innen gemeinsam Jesus Christus, einen Juden aus Nazareth, geboren im Stall, gestorben am Kreuz – für die Menschlichkeit.
Daher laden wir Sie und Ihre Lieben in diesem Sonntagsgruß ein, mit uns zu erinnern, mit uns zu lernen und zu beten:
Vielleicht entzünden Sie am Samstag eine Kerze am Fenster als Zeichen des Gedenkens an die Opfer der Shoa, des Holocaust.
Wenn Sie mögen, kommen Sie am Sonntag den 28.1. um 10h in den Gottesdienst nach Gronau – um Hoffnung zu feiern, zu beten und das letzte Weihnachtsleuchten mitzunehmen.
Und ganz besonders wollen wir Sie zu einem Gemeindeausflug einladen, den unsere Kirchenvorstände initiiert haben auf Grund der derzeitigen Situation:
Am 24. Februar fahren wir in das jüdische Museum Frankfurt und erhalten eine Führung durch die Ausstellung. Die Kosten belaufen sich für Sie auf 6€ pro Person – außerdem fallen Kosten für die Anreise und das gemeinsame Mittagessen an. Die Führung zahlt die Gemeinde.
Treffpunkt ist 10.40h vor dem jüdischen Museum in Frankfurt (oder im Lieschen bei gemeinsamer Bahnfahrt). Alle Infos bei Anmeldung. Die Plätze sind begrenzt. Bitte melden Sie sich bis zum 7. Februar bei uns im Pfarramt (tobias.heymann@ekkw.de oder 06101-32527).
Wir wünschen Ihnen und Ihren Lieben und unserer Welt Frieden und beten dafür. Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tobias Heymann