Liebe Leserinnen und Leser,
wenn etwas Schreckliches geschehen ist, stehen Menschen oft zusammen. Ganz verschiedene Menschen halten zusammen – und das tut (bei aller Verzweiflung) gut.
Aber wie ist es auf der anderen Seite? Dass unterschiedliche Menschen miteinander feiern, hat Konjunktur in der Bibel. Jesus erzählt von Festen, bei denen zu den geladenen Gästen die hinzukommen, die man unterwegs so trifft. Und in der Pfingstgeschichte haben noch nicht einmal die verschiedenen Sprachen der Menschen die Macht, diese am gemeinsamen Feiern zu hindern.
Reicht ein kleinster gemeinsamer Nenner, damit so etwas gelingt? Ein besonderer Anlass oder ein gemeinsamer Glaube? Ich kenne Familien, in denen das nicht ausreicht, in denen die Familienfeste keine Feiern, sondern voller Fettnäpfchen sind. Was braucht es also, damit unterschiedliche Menschen miteinander feiern können?
Wer oft Feste für viele Menschen organisiert, wird auf diese Frage spielend eine gute Antwort finden. Die Musik muss passen, der Raum, es darf nicht zu kalt sein, nicht zu heiß, es sollte für alle etwas Gutes zu essen und zu trinken geben, ein unterhaltsames und beeindruckendes Programm lockt sicher auch, es muss Orte zum Reden, Orte zum Tanzen und Orte zum Ausruhen geben. Und es ist bei weitem nicht egal, wer kommt. Bestimmte Menschen ziehen andere nach sich.
Und doch trägt ein gelungenes Fest auch immer den Charakter eines Geschenks. Wer ausgelassen feiert, stellt vielleicht am nächsten Tag (noch ziemlich müde) fest: Ja, das hat sich wirklich gelohnt! Ich hatte gar nicht so viel von dem Abend erwartet. Feste lassen sich nicht bis ins kleinste Detail planen, wie ehrlich man miteinander lacht, ist ein Stück weit unverfügbar. Und auch, wem man in welcher Stimmung begegnet, welches Gespräch, welcher Blick sich ergibt.
Deswegen hat Feiern auch immer etwas damit zu tun, sich fallen zu lassen. Darauf zu vertrauen, dass die gemeinsame Zeit gelöst und gut wird. Und manchmal kann man erst im Rückblick sagen, weil es nämlich nicht im Terminkalender planbar ist:
„Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.“ (Psalm 118,24)
In Gronau steht dieses Wochenende die Kerb an, in Niederdorfelden das Wein- und Wiesnfest des Volkchors: Grund genug also sich überraschen und beschenken zu lassen – auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
Wir wünschen Ihnen – so sie feiern und sich fallen lassen – eine fantastische Zeit!
Und allen anderen wünschen wir, dass da immer Menschen sein mögen, die sie halten, wenn sie fallen, weil schlimme Nachrichten ihnen den Boden unter den Füßen wegreißen.
Herzliche Grüße und herzliche Einladung zum Kerbgottesdienst in Gronau!
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann