Station 4 – Lohn für die Mühe

am Marktplatz, Friedrichstraße

Ankommen

Wir stehen jetzt hier auf dem Marktplatz von Langenselbold. Dies ist ein Ort, wo ursprünglich Waren angeboten wurden, es wurde verkauft und gekauft.

Stellen wir uns das vor: Viele Kleinhändler aus dem Ort und der Umgebung haben ihre Stände aufgebaut. Sie bieten ihre Produkte an. Es geht dabei um die Dinge des alltäglichen Lebens – also Nahrung, Kleidung, Haushaltsartikel, Trödel…

Aber auch anderes geschieht auf diesem Marktplatz: Veranstaltungen, Feste, Konzerte, Versammlungen, Verabredungen – ein Gasthaus steht in der Nähe, ein Brunnen sorgt für frisches Wasser. In früheren Zeiten war ein Marktplatz auch so etwas Ähnliches wie das Arbeitsamt. Auch das fand früher hier statt: Arbeitsvermittlung – auf einem Marktplatz.

Wie könnte das hier ausgesehen haben? Wer Arbeit suchte, kam hierher. Möglichst früh, um einen guten Job zu kriegen. Meistens nur für einen Tag – und als Lohn gab es nicht viel mehr, als was man an einem Tag für den Unterhalt einer Familie brauchte. Diese Arbeiter nannte man: Tagelöhner. Sie erhielten Lohn für einen Tag Arbeit. Die Arbeitsuchenden kamen also hierher und warteten darauf, dass ein Arbeitgeber kam und sie anstellte, – für einen Tag. Wer keine Anstellung fand, hatte Pech. Er ging leer aus. Oder wer nur eine Arbeit für einige Stunden bekam, erhielt am Ende entsprechend weniger – und musste damit zufrieden sein.

Das hieß für ihn konkret: Weniger Geld als er benötigte – er hatte kein Auskommen mit dem Einkommen!

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Wir wollen uns dies ganz konkret vorstellen. Ihr versetzt euch in einen Arbeitssuchenden hinein – ihr bekommt eine Arbeit zugewiesen – und die nehmt ihr an.

Jeder / jede erhält eine Karte, auf der steht eine Arbeitsstelle – und die Arbeitszeit.

Karten:

„12 Stunden – Müllabfuhr – Du bedienst die Entleerung der Mülltonnen.  Du bist nicht Fahrer des Müllwagens. Stell dir vor: Vom Wagen runterspringen, Tonnen holen, einhängen, Mechanik zum Leeren bedienen, Tonnen aushängen, zurückstellen, hinter dem Wagen herlaufen, wenn man nicht rechtzeitig aufgesprungen ist – und weiter geht’s zum nächsten… 12 Stunden lang. Die Entlohnung: Der Arbeitgeber bestimmt den festen Lohn –10 EURO >     Wie geht es dir mit dem Angebot? Du hast es angenommen, versetz dich in diese Arbeitssituation – und beschreibe sie den anderen!“

„6 Stunden – Spargel stechen – Stell dir vor: In aller Herrgottsfrüh antreten, es ist noch kalt auf dem Acker, jeder Spargel wird einzeln gestochen, und wehe zu tief oder zu flach, oder der bricht, dazu: einzeln bücken. Man kann sich mal ausrechnen: Jeder Spargel 10 Sekunden, sind 6 Stück in der Minute, 360 Stück in der Stunde – d.h. in der Stunde 360 mal sich bücken! In 6 Stunden =2.160 mal sich bücken! Der Arbeitgeber verspricht, dich angemessen zu entlohnen. >     Wie geht es dir mit diesem Job? Was sind deine Gefühle? Beschreibe es den anderen!“

„1 Stunde – Erdbeeren pflücken – Stell dir vor: Es war ein langer, heißer Tag. Viele Erdbeeren sind an diesem Tag zur vollen Reifung gelangt. Eine Stunde vor Feierabend muss noch mal geerntet werden. Es ist schon angenehm kühler geworden. Aber – das Bücken oder Knien bleibt! Der Arbeitgeber verspricht, dich gerecht zu entlohnen. >     Wie geht es dir mit dem Angebot? Du hast es angenommen, versetz dich in diese Arbeitssituation – und beschreibe sie den anderen!“

Alle bekommen einen Moment, um sich in die Rolle hinein zu versetzen und sollen dann ihre Situation beschreiben.

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Entlohnung:

Der Vertreter der Arbeitgeber kommt zur Auszahlung des Lohnes. Er ruft die einzelnen auf. Achtet darauf, wie er vorgeht.

Wer hat 12 Stunden gearbeitet? > hier hast du deinen Lohn!

Er/sie erhält einen 10-EURO-Schein

Wer hat 6 Stunden gearbeitet? > hier hast deinen Lohn!

Er/sie erhält einen 10-EURO-Schein

Wer hat 1 Stunde gearbeitet? > hier hast du deinen Lohn!

Er/sie erhält einen 10-EURO-Schein

Wir schauen auf diese Situation: Wie geht es euch damit?

Was denkt ihr? – Was fühlt ihr?

(Geld wieder einsammeln.)

Was ist gerecht – was ist angemessen?

Wir hören auf eine Geschichte, die Jesus seinen Zuhörerinnen und Zuhörern erzählt, um auf diese Frage zu antworten:

Der Besitzer eines Weinbergs braucht Arbeiter für die Weinernte. Als Arbeitgeber geht er zu dem Platz, wo sich die Arbeitsuchenden täglich aufhalten, um einen Job für einen Tag zu bekommen. Zum Marktplatz!

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Nachlesen

aus Mt 20,1-16

1 Jesus fuhr fort: »Das Himmelreich gleicht einem Grundbesitzer: Er zog früh am Morgen los, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. 2 Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Lohn von einem Silberstück für den Tag. Dann schickte er sie in seinen Weinberg. 3 Um die dritte Stunde (9 Uhr) ging er wieder los. Da sah er noch andere Männer, die ohne Arbeit waren und auf dem Marktplatz herumstanden. 4 Er sagte zu ihnen: ›Ihr könnt auch in meinen Weinberg gehen. Ich werde euch angemessen dafür bezahlen.‹ 5 Die Männer gingen hin. Später, um die sechste Stunde (12 Uhr), und dann nochmal um die neunte Stunde (15 Uhr) machte der Mann noch einmal das Gleiche. 6 Als er um die elfte Stunde (17 Uhr) noch einmal losging, traf er wieder einige Männer, die dort herumstanden. Er fragte sie: ›Warum steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?‹ 7 Sie antworteten ihm: ›Weil uns niemand eingestellt hat!‹ Da sagte er zu ihnen: ›Ihr könnt auch in meinen Weinberg gehen!‹ 8 Am Abend sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: ›Ruf die Arbeiter zusammen und zahl ihnen den Lohn aus! Fang bei den Letzten an und hör bei den Ersten auf.‹ 9 Also kamen zuerst die Arbeiter, die um die elfte Stunde angefangen hatten. Sie erhielten ein Silberstück. 10 Zuletzt kamen die an die Reihe, die als Erste angefangen hatten. Sie dachten: ›Bestimmt werden wir mehr bekommen!‹ Doch auch sie erhielten jeder ein Silberstück. 11 Als sie ihren Lohn bekommen hatten, schimpften sie über den Grundbesitzer. 12 Sie sagten: ›Die da, die als Letzte gekommen sind, haben nur eine Stunde gearbeitet. Aber du hast sie genauso behandelt wie uns. Dabei haben wir den ganzen Tag in der Hitze geschuftet!‹ 13 Da sagte der Grundbesitzer zu einem von ihnen: ›Guter Mann, ich tue dir kein Unrecht. Hast du dich nicht mit mir auf ein Silberstück als Lohn geeinigt? 14 Nimm also das, was dir zusteht, und geh! Ich will dem Letzten hier genauso viel geben wie dir. 15 Kann ich mit dem, was mir gehört, etwa nicht das machen, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so großzügig bin?‹ * * wörtlich: Ist dein Auge böse, weil ich gut bin?! 16 So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.«

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Weiterdenken

Diskussion zu den Fragen!

* Welche der Personen hat Euch besonders angesprochen:

– der Weinbergbesitzer?

– einer der Arbeiter? (achte auf die Arbeitszeiten: 12, 6, 1 Stunde)

* Was ist gerecht?

Der Lohn für 12 Stunden war ausgemacht = ein Silberstück. Wer das erhält, sagt = dieser Lohn ist „gerecht“!

Aber alle anderen haben weniger gearbeitet, die erhalten auch ein Silberstück = ist das ungerecht?

* Welche Begründung des Weinberg-Besitzers hat Euch angesprochen?

– Der Lohn war vereinbart! So ist es gerecht.

– Ich, der Weinberg-Besitzer, will JEDEM den Tageslohn geben.

– Ich, der Weinbergbesitzer, kann über mein Geld verfügen, wie ich es will. – Kannst Du wirklich böse sein, weil ich gut handele?

Zur Ergänzung:

Wenn man sich das vorstellt, kommt man schon ins Grübeln. Man fragt sich: Was schafft gute Lebensbedingungen für alle Menschen? Wie müssen die Arbeitsbedingungen dafür aussehen? Geht’s nur um Lohn nach Leistung – oder kommt es auch auf die Achtung der Grundbedürfnisse an? Da machen Menschen zwei unterschiedliche Erfahrungen, wie Arbeit entlohnt und Lebensunterhalt erlangt werden kann.

Jesus stellt zwei Meinungen und Verhaltensweisen gegenüber: 1. wie es üblicher Weise zugeht, und 2. wie es im Himmelreich zugeht, d.h. wie es nach Gottes Willen unter den Menschen zugehen könnte – und zugehen sollte.

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Diskussion mit verschiedenen Rollen: Jede/r bekommt eine Karte, soll als Arbeiter*in Gefühle und Gedanken äußern!

A

12 Stunden liegen hinter mir. Ich war glücklich, dass ich heute Morgen Arbeit bekam. Aber dass ihr, die zuletzt Eingestellten, den gleichen Lohn erhaltet, finde ich nicht gerecht.

B

12 Stunden in der Hitze geschafft,– und dann der gleiche Lohn, wie die anderen!? – Das ist Willkür, Selbstherrlichkeit, Kapitalistengehabe, Beleidigung meiner Arbeit, Abwertung meiner Person, Missachtung meiner Menschenwürde …

C

1 Stunde Arbeit: Ja – aber mich hat vorher keiner genommen. Ich wollte arbeiten – ich WILL arbeiten. Aber ich hab keine Anstellung gekriegt! – Dieses ewige Rumstehen, Warten, wie komm ich mir vor? – wie der letzte Dreck!

Ich hatte dann schon aufgegeben, mit Lohn zu rechnen. Meine Sorge: Wie bring ich heute meine Familie durch? Was kann ich zu essen kaufen?! Jetzt habe ich ein Auskommen für den Tag!

D

1 Stunde Arbeit: Ich war froh, dass ich heute Abend noch Arbeit bekommen habe und etwas verdienen konnte. Damit ist mein Tag gerettet, denn heute Abend geht meine Familie satt ins Bett!

E

6 Stunden Arbeit: Was kann ich dafür, dass der Weinbergbesitzer erst so spät gekommen ist? – Ich war froh, dass er überhaupt noch mal kam. Ich rechnete mit dem halben Lohn, reicht kaum zum Sattwerden. Und jetzt wird meine Familie satt.

F

6 Stunden Arbeit: Für mich war das wirklich hart, auf dem Marktplatz zu stehen – zwischen Hoffen und Bangen. Ich hätte auch gerne heute Morgen zur 1. Stunde schon angefangen…

G

Ich habe 6 Stunden gearbeitet – und ihr nur 1. Na ja! Eigentlich ist es euch dann auch nicht besser ergangen als uns – warten, ob ich Arbeit bekomme. Vielleicht geht es uns morgen so, wie euch heute!

H

6 Stunden gearbeitet – Das ganze Arbeiten ist in unserm Staat schlecht organisiert! Der König feiert in seinem Palast – und kümmert sich nicht um uns, die die Arbeit machen!

Die Weinbergbesitzer sind doch alle Verbrecher, stecken das Geld ein und speisen uns mit Hungerlohn ab – da ist der heutige eine Ausnahme! Ich bin froh, dass der die Lage sieht, wie sie ist – wie elend wir dran sind. Und der tut etwas! Wenn’s auch nur für heute ist. – Aber das ist Zeichen! Er setzt ein Zeichen, wie es auch geht – gehen könnte!

I

(1 Stunde gearbeitet) Du hast Recht. Endlich sieht einer, was nötig ist, was gut für die Bevölkerung ist. Er sieht uns – und lässt sein Herz erweichen – und dadurch öffnet er auch seinen Geldbeutel. Man sollte ihn zum König machen. Aber das wäre den Mächtigen und Reichen ein Skandal, eine Revolution. Und doch: es wäre menschenfreundlich – ja, es wäre auf andere Weise gerecht! Es gäbe für jeden von uns ein Auskommen – eine Grundsicherung fürs Leben.

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Beten

Gebet der Vereinten Nationen

Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall.
An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen,
dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden,
nicht von Hunger und Furcht gequält,
nicht zerrissen in sinnlose Trennung
nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.
Gib uns den Mut und die Voraussicht,
schon heute mit diesem Werk zu beginnen,
damit unsere Kinder und Kindeskinder einst
mit Stolz den Namen Mensch tragen.

Amen.

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Singen

aus dem Evangelischen Gesangbuch Nr. 632 „Wenn das Brot, das wir teilen“

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Mitnehmen

Segen für Gerechtigkeit

Möge Gott dich segnen mit Unbehagen
gegenüber allzu einfachen Antworten,
Halbwahrheiten und oberflächlichen Beziehungen,
damit Leben in der Tiefe deines Herzens wohnt

Möge Gott dich mit Zorn segnen
gegenüber Ungerechtigkeit, Unterdrückung
und Ausbeutung von Menschen,
damit du nach Gerechtigkeit und Frieden strebst.

Möge Gott dich mit Tränen segnen,
zu vergießen für die, die unter Schmerzen,
Ablehnung, Hunger und Krieg leiden,
damit du deine Hand ausstreckst, um sie zu trösten
und ihren Schmerz in Freude zu verwandeln.

Und möge Gott dich mit der Torheit segnen,
daran zu glauben, dass du die Welt verändern kannst,
indem du Dinge tust, von denen andere meinen,
es sei unmöglich, sie zu tun. Amen.

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Ihr könnt auch die Gelegenheit nutzen, etwas zur gerechteren Verteilung auf der Welt beizutragen. Überlegt euch eine wohltätige Organisation (Brot für die Welt, Kindernothilfe, …) und spendet etwas Geld für Menschen, die nicht genügend zum täglichen Auskommen haben.